Das Spiel mit der Versicherung

Jeder, der motorisiert auf den Strassen verkehrt, ist versichert. Oder sollte es zumindest sein. Jedoch ist es durchaus möglich, dass derjenige neben dir eine hochwertigere Versicherung besitzt. Oder eine minderwertigere. Es ist ausserdem nicht ganz unwahrscheinlich, dass du meine Versicherung nicht kennst. Auch bezahlt mir meine Versicherung den Schaden, wenn ich mein Auto in einen Pfosten fahre. Was nicht bedeutet, dass du mit demselben Service rechnen kannst. Zu guter Letzt ist noch zu erwähnen, dass bei mir die mitgeführten Gegenstände im Auto nicht versichert sind.

Wahrscheinlich weisst du jetzt nicht mehr, wo dir der Kopf steht. Aber keine Sorge: Da bist du nicht der Einzige. So mancher Automobilist scheut den Marsch durch den Versicherungsdschungel und bezahlt so jährlich hunderte Franken zuviel. Es bedarf schon etwas an Aufwand und Ausdauer, sich gründlich und kritisch mit seiner Versicherung und dem, was überhaupt notwendig ist, auseinander zu setzen. Denn nicht wenige Autofahrer sind sozusagen “überversichert”, was bedeutet, dass die von ihnen bezahlte Versicherungsprämie in keinem Verhältnis zu dem steht, was sie im Schadensfall von der Versicherung gutgeschrieben bekommen würden.
Um euch den Weg durch den Dschungel zu ebnen, möchte ich allen die verschiedenen Versicherungsmöglichkeiten etwas näher bringen.

Haftpflichtversicherung

Die Grundversicherung. Wie es der Name schon sagt, ist diese Versicherung für jeden Halter eines Motorfahrzeugs obligatorisch. Sich dieser Versicherung zu entziehen, kann massive Konsequenzen mit sich ziehen, denn sie deckt Schäden am Geschädigten, dies kann ein fremdes Auto sein, eine Strassenlaterne, kurz, einfach an allem, ausser dem eigenen Auto. Egal, welcher Versicherungsgesellschaft du dein Vertrauen schenkst, die Leistungen der Haftpflichtversicherung sind analog zur Grundversicherung der Krankenkasse immer identisch. Diese Versicherung ist deshalb Pflicht für alle, weil ansonsten so mancher Geschädigte nicht zu seinem Schadenersatz kommen würde.
Achtung: Neulenker bis zum Alter von 25 Jahren bezahlen im Schadensfall einen Selbstbehalt von 1000 CHF – natürlich nur, wenn du der Schuldige bist.
Bist du in einen Unfall verwickelt und dich trifft dabei keine Schuld, so erstattet dir die Haftpflichtversicherung des Unfallverursachers den Schaden. Deine Versicherung ist in diesem Falle nicht relevant.
Die Haftpflichtversicherung ist also die einzig obligatorische Versicherung, allerdings steht dann das eigene Vehikel im Falle eines Selbstunfalls oder einer Naturgewalt völlig ungeschützt auf der Strasse. Deshalb gibt es natürlich auch Optionen, um das eigene Schmuckstück zu schützen.

Teilkaskoversicherung

“Aber ich kann doch gar nichts dafür!” Diese Aussage kriegt man im Alltag wohl öfters zu hören. Wenn du bei einem Unfall mit einem anderen Verkehrsteilnehmer keine Schuld trägst, wird dir ja der Schaden von der Versicherung des fehlbaren Lenkers bezahlt. Doch was ist, wenn niemand die Schuld trägt? Oder der Schuldige nicht ausfindig gemacht werden kann? Hier kommt die Teilkaskoversicherung ins Spiel. Sie bezahlt Schäden, die aufgrund Naturgewalten wie beispielsweise Hagel entstanden sind. Doch was ist, wenn du dein Auto über Nacht irgendwo abstellst und ein Delinquent hat das Gefühl, er muss deinem Auto jetzt einen Tritt verpassen? Hier gilt es bereits, aufzupassen. Denn nicht jede Versicherungsgesellschaft deckt in der Teilkasko Schäden, welche durch Vandalismus entstanden sind. Genauso fühlt sich nicht jede Versicherung für Marderschäden verantwortlich. Es gilt also, wie bereits anfänglich kurz angetönt, abzuklären, was für dich relevant ist und was du versichern möchtest. Dann bleibt dir nichts anderes übrig, als dich zu informieren, welche Versicherungen deinen gewünschten Service anbieten. Doch keine Bange: Wenn du glaubst, ein gutes Angebot gefunden zu haben, aber auf der Leistungsbeschreibung keine Marderschäden erwähnt sind, ist noch nicht alles verloren. Schmier dem Versicherungsvertreter ein wenig Honig um die Lippen, sag ihm, du würdest gerne einen Vertrag abschliessen, doch leider sind Marderschäden in der Teilkasko nicht gedeckt. Viele Versicherungsgesellschaften sind nämlich bereit, auf individuelle Wünsche einzugehen, selbstverständlich steigt dann die Prämie aber entsprechend.

Vollkaskoversicherung

Der Rundumschutz für dein Auto. Ob das Wetter verrückt spielt, ein Marder sich an deinem Auto vergnügt oder der Pfeiler in der Tiefgarage auf einmal Nähe verspürte: Grundsätzlich kannst du jeden Schadenfall auf deine Versicherung abwälzen. Die Vollkasko bezahlt den Schaden auch, wenn du die Schuld bei einem Verkehrsunfall trägst, beispielsweise weil du unaufmerksam warst. Es wäre natürlich zu einfach, wenn kein “aber” folgen würde: Auf kleinen Schäden, wie beispielsweise Kratzern, bleibst du selbst sitzen. Denn für die Vollkaskoversicherung gibt es einen Selbstbehalt und zwar unabhängig davon, ob man Neulenker ist oder nicht. Je tiefer der Selbstbehalt ist, (den kannst du selber festlegen, 500 CHF sind jedoch Minimum) umso höher ist die jährliche Prämie.
Ausserdem ist eine Vollkaskoversicherung vorgeschrieben, wenn du einen Leasingvertrag abschliessen möchtest.
Eine Vollkaskoversicherung lohnt sich ab einem gewissen Alter des Fahrzeugs nicht mehr, da die Versicherung dir höchstens den jetzigen Wert zurückerstattet. Jedoch wird deine Prämie nicht günstiger, wenn dein Auto älter wird, denn sie richtet sich bedauerlicherweise am Neuwagenpreis aus. Was das Fahrzeug vor 10 Jahren gekostet hat, interessiert niemanden. Ausser dich vielleicht.

Sonstige Optionen

Das wären so weit die drei grundsätzlich möglichen Versicherungsarten. Zusätzlich existieren noch weitere Optionen, wie beispielsweise den Bonusschutz, was bedeutet, dass du dir einen Unfall erlauben kannst, ohne dass deine Prämie beeinflusst wird. Oder das deine im Auto mitgeführten Gegenstände auch versichert sind. Es gibt sicherlich noch weitere Optionen, doch die entnimmt du am besten direkt der Homepage deiner gewünschten Versicherungsgesellschaft.
Wichtig: Anders als bei der Krankenkasse, bei der du ja die Grundversicherung und die Zusatzversicherung nicht unbedingt bei derselben Gesellschaft haben musst, kannst du nur eine Autoversicherung wählen. Es ist nicht möglich, einzelne Dienstleistungen der verschiedenen Gesellschaften zu kombinieren.

Die Prämie

Die Versicherungsprämie ist in etwa so einfach nachvollziehbar wie höhere Mathematik. Unglaublich viele Faktoren sind dafür von Bedeutung und so transparent wollen es die Versicherungen nicht handhaben. Primäre Faktoren sind:

  • Leistungsklasse deines Fahrzeugs
  • Der Neuwagenpreis deines Fahrzeugs
  • Dein Alter
  • Geschlecht
  • Nationalität
  • Gefahrene Kilometer pro Jahr
  • Und noch viele mehr

Um von einer günstigeren Prämie zu profitieren, kannst du bei der Versicherungsgesellschaft einen Elternteil als Fahrzeughalter angeben mit dir als dem häufigsten Lenker. Dieses Vorgehen ist absolut legal, wichtig ist bloss, dass die Versicherung klar im Bilde ist, dass du das Auto am meisten lenkst. Somit kannst du ca. von einer 30% tieferen Prämie profitieren. Dein Selbstbehalt von 1000 CHF bei der Haftpflichtversicherung bleibt jedoch trotz diesem Kniff bestehen.

Weiterführende Informationen

Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, aber der Vollständigkeit halber sei hier noch erwähnt: Wenn du dich nicht an örtliche Geschwindigkeitsbegrenzungen hältst oder unter Einfluss von Drogen gefahren bist, hat die Versicherung das Recht – und sie wird garantiert von diesem Recht Gebrauch machen – die Leistungen zu kürzen, je nach Schwere des Vergehens sogar drastisch. Ausserdem wird dein Verstoss registriert und es kann sein, dass, wenn du eines Tages die Versicherung wechseln möchtest, die Versicherung dich aufgrund deiner ge­set­zes­wid­rigen Handlung von damals ablehnt.
Reichen dir die Informationen auf meinem Blog noch nicht, findest du hier sicher alles, was du wissen willst. Und vergiss nicht: Eine unfallfreie Fahrt trägt auf Dauer dazu bei, dass deine Prämie in den Keller sinkt.

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