Tesla Roadster: Superlative der Elektromobilität

Der Tesla Roadster definiert den Begriff “Autofahren” neu. Er bietet ein neues, noch nie da gewesenes Fahrerlebnis. Er ist ein Auto, welches sportliches Fahren mit null Emissionen vereinen soll. Was wie ein Widerspruch in sich selbst klingt, wird sich ändern, sobald man den Tesla Roadster bewegen durfte. Dieser Wagen ist der Beweis, dass Sportwagen nicht auf fossile Brennstoffe angewiesen sind.

Der Roadster ist zweifelsohne eine Augenweide, er wirkt bereits im Stand sehr dynamisch. Die Bauform verdient den Namen Roadster auch tatsächlich. Auffallend ist die sehr niedrige Fahrzeughöhe von nur 112 cm. Die Karosserie wurde zusammen mit Lotus entwickelt und ist ein Monocoque aus kohlestofffaserverstärktem Kunststoff. Man erkennt durchaus Ähnlichkeiten zum Lotus Elise, welche aber nur oberflächlich sind, denn der Tesla Roadster wird rein elektrisch angetrieben.
Im Innenraum geht es mit der Sportlichkeit genauso extrem weiter wie aussen. Ich wage mal zu behaupten, dass es kaum andere Autos gibt, bei denen der Allerwerteste näher am Asphalt ist als im Tesla. Die Sitzposition ist unglaublich tief und garantiert nichts für Personen mit Rücken- oder Gelenkschmerzen. Die Grösse des Innenraumes ist beschränkt, für stark Übergewichtige oder Leute über 1.90 hat es keinen Platz. Die Schalensitze umschlingen einen förmlich, bieten aber noch Reste von dessen, was man Komfort nennt. Allerdings sind die Materialien im Innenraum genauso wie die Verarbeitung sehr hochwertig, überall ist Carbon zu sehen und die Schalter und Knöpfe wirken solide. Rundumsicht gehört nicht zu den Stärken dieses Wagens, deshalb wird man beim Rangieren von einer Rückfahrkamera unterstützt. Einen Gangwahlhebel sucht man vergebens, die Fahrtrichtung wird über Knöpfe geändert. Das Lenkrad ist äusserst klein und lässt Go-Kart Feeling aufkommen. In der Mitte befindet sich ein Touchscreen, mit dem man Multimedia, Navi und Fahrmodi einstellt. Wenn man sich an die engen Verhältnisse gewöhnt hat, fühlt man sich im Tesla Roadster ganz gut aufgehoben.

Technisch spielt der Tesla Roadster in einer sehr hohen Liga. Die Beschleunigung von 3.9 Sekunden bis Tempo 100 (3.7 bei der Sport Edition) ist eigentlich schon ein Argument für sich. Doch das Ganze geschieht sehr viel leiser als bei herkömmlichen Motoren, ausserdem steht beim Elektromotor bereits aus dem Stand das volle Drehmoment zur Verfügung, und davon hat der Roadster mit 400 Nm mehr als genug. Ein Getriebe gibt es nicht, die E-Maschine dreht bis zu 14’000 Umdrehungen, die Beschleunigung ist so sehr konstant und linear.
Für den nötigen Saft sorgen 6831 Lithium-Ionen Zellen, welche eigentlich ursprünglich für handelsübliche Notebookakkus gedacht waren. Das klingt zwar seltsam, aber funktioniert. Das Akkupack, welches zwischen Sitzen und Kofferraum liegt, ist permanent klimatisiert, damit die Akkus immer angenehme Temperaturem um die 20°C um sich haben. Im Winter wird also geheizt und im Sommer gekühlt. Die Reichweite wird mit 340 km angegeben, welche sich bei moderater Fahrweise durchaus erreichen lässt. Es gibt Berichte, in denen Reichweiten von nahezu 500 Kilometern erreicht wurden, dann allerdings wurde der Roadster nicht artgerecht bewegt.
Der Tesla ist komplett auf Sportlichkeit und Leichtbau getrimmt. Gesamthaft wiegt er 1250 Kilo, davon gehen 450 Kilo auf das Konto der Akkus. Der Motor schlägt nur mit 55 Kilo zu Buche. Um das Gewicht trotz der Akkus in Grenzen zu halten, ist der Roadster nicht mit Elektronik vollgespickt. ABS und eine Traktionskontrolle sind die einzigen Helfer. Sogar auf eine Servolenkung wurde verzichtet.

Das Fahrverhalten des Tesla Roadsters ist schwierig in Worte zu fassen, doch ich möchte es versuchen. Die Beschleunigung fühlt sich an, als ob man in einem Katapult sitzt. Keine Verzögerung, in dem Moment, in dem das Pedal gedrückt wird, wird man in den Schalensitz gedrückt und mit einer scheinbar unglaublichen Kraft nach vorne geworfen. Egal, wie schnell man fährt, ein Tritt und man beschleunigt verzögerungsfrei. Das Fahrwerk ist knochentrocken und macht keine Anstalten, auch nur eine kleine Bodenwelle zu absorbieren. Was ganz klar auf Dauer ungemütlich werden kann, sorgt für kompromisslosen Fahrspass, insbesondere bei kurvigen Strecken. Elastizität, Antritt und das sogenannte “Fahren auf Schienen” werden durch den Extremroadster neu definiert.
Im Gegensatz zu anderen Elektroautos ist der Motor im Tesla deutlicher wahrzunehmen und der Sound ist durchaus mit einem Amok fahrenden Cobra-Tram zu vergleichen. Sobald man vom Gas geht, wird automatisch rekuperiert, das heisst, dass der Elektromotor zum Generator wird und Strom zurück in die Akkus lädt. Die Geschwindigkeit geht dabei spürbar zurück und wie bei allen Elektrofahrzeugen ist dies auch beim Tesla die Technik, um eine akzeptable Reichweite zu ermöglichen.

Der Tesla Roadster wird bereits bald zur Legende, denn die Produktion ist längst eingestellt und die letzten Modelle warten auf ihre Besitzer. Seine Technik wird sicherlich als Meilenstein in die Geschichte der Automobiltechnik eingehen.
Nach dem Roadster blickt Tesla in eine neue Richtung, denn das nächste Modell wird die Oberklassen-Limousine Model S sein. In der Schweiz ist die Markteinführung im ersten Quartal 2013 geplant. Bereits ein Jahr später soll das SUV-Modell Model X folgen, ebenfalls rein elektrisch. Das zeigt, dass der Elektroantrieb reif ist – jetzt muss es nur noch der Kunde werden.

(Bilder: Koray Adigüzel)

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