Opel Adam: Einer wie Keiner

Adam, ledig, sucht… dich! Völlig egal, wenn du nicht Eva heisst oder gar nicht erst weiblich bist. Denn im Gegensatz zu menschlichen Beziehungspartnern passt sich Adam (ausgesprochen: Ädäm) dir an. Und wenn dir etwas an ihm mal nicht mehr gefallen sollte? Vielleicht lässt es sich sogar austauschen! Möglich macht dies die unvorstellbare Konfigurationsvielfalt des neuen Lifestyle Kleinwagens, der im Gegensatz zu seinen Konkurrenten Mini Cooper, Fiat 500, etc. nicht auf Retro macht. Laut Herstellerangaben sind weit über 100’000 (!) verschiedene Konfigurationen möglich, so dass fast jeder Adam einzigartig ist. Hat der kleine Racker noch weitere Talente, ausser, sich wie ein Chamäleon zu verwandeln?

Die Optik vom Adam zu beschreiben, ist nicht einfach, da es nicht einfach “den Adam” gibt. Also beschränke ich mich aufs Wesentliche. Der Knirps misst 3.70 Meter in der Länge und 1.72 Meter in der Breite. Grundsätzlich sieht der Adam mit seinen Proportionen und den markanten Sicken in der Flanke (Shockwave nennt das Opel) ziemlich knackig aus. Aber wie sportlich, elegant, oder zurückhaltend der Adam schlussendlich sein soll, entscheidet sein zukünftiger Besitzer. Ein schönes Designelement ist die optisch schwindende C-Säule mit ADAM-Schriftzug, welche dem Auto ein scheinbar schwebendes Dach verleiht. Letzteres kann als Kontrast zur übrigen Lackfarbe in Schwarz, Weiss, oder Braun lackiert werden. Apropos Farben: Normalerweise halte ich es nicht für erwähnenswert, welche Farben zur Verfügung stehen, aber der Adam bildet da eine Ausnahme. Zur Wahl stehen 12 originelle Aussenfarben (siehe Bild unten): I’ll be black, Saturday White FeverRed’n’Roll, Purple Fiction, Pump up the Blue, The Greyfather, Sweet Greens, Greenspotting, Papa don’t Peach, Buzz Lightgreen, James Blonde, sowie A Star is brown. Dazu gibt es zig Felgendesigns, Grillspangen, Bodykits, Aufkleber und so weiter, und so fort.
Auch das Interieur kann beliebig gestaltet werden. So oder so haben alle Adams etwas gemeinsam: sie sind tadellos verarbeitet und auf Wunsch sehr gut ausgestattet. Angenehme Kunststoffe, Leder- oder Alcantara-Sitze inkl. Sitzheizung, alles ist sauber eingepasst, nichts knarzt oder scheppert, wie es VW-Chef Winterkorn so schön sagt. Bei Kleinwagen ist diese Qualität nicht selbstverständlich. Optional stehen dem Adam Klimaautomatik, Lenkradheizung, automatischer Parkassistent inkl. Sensoren, Infinity-Soundsystem und ein modernes Multimediasystem namens IntelliLink zur Verfügung. Das Mediasystem ersetzt eigentlich die gesamte Knopfvielfalt, wie man sie von Opel gewohnt ist, lediglich die Regler für die Klimaanlage und ein paar vereinzelte Tasten bleiben bestehen. Das System lässt sich gut mit Smartphones koppeln, so dass deren multimediale Inhalte aufs Auto übertragen werden. Ein Navi ist nicht von Grund auf dabei, dazu wird eine Smartphone App zum einmaligen Preis von 50€ benötigt. Ist die App auf dem Smartphone installiert, erkennt dies IntelliLink und startet die App, wobei der 7″ Touchsreen anstelle des Mobiltelefons die Bildausgabe übernimmt. Eine clevere und vor allem günstige Lösung. Das Platzangebot auf den vorderen Plätzen ist grosszügig, während die beiden hinteren Plätze für alle, die aus dem Kindergartenalter raus sind, eine Zumutung darstellen. Der winzige Kofferraum von 170 Liter verkleinert sich mit dem Infinity Soundsystem aufgrund des Subwoofers um 75 Liter. Somit dürfte klar sein, dass der Adam weder für Waren- noch für Personentransporte geeignet ist.

Für den Test zur Verfügung stand der Adam Slam mit dem 1.4 Liter Motor, welcher 130 Nm und 100 PS mobilisiert. Somit kommt das derzeit grösste Manko vom Adam zur Sprache: Ihm fehlen moderne Motoren. Das 1.2 und die beiden 1.4 Liter Aggregate mit 70, 87 und 100 PS müssen alle ohne Turbo, Direkteinspritzung und sechsten Gang auskommen, lediglich eine Start-Stopp-Automatik ist bei allen vorhanden. Der Verbrauch beträgt laut Werk bei allen 5.1 l/100 km. Laut Opel kommt im nächsten Jahr ein zeitgemässer Turbo-Dreizylinder. Eine besonders leistungsfähige OPC-Version, um auch gegen Abarth, Mini Cooper S und Co. zu konkurrenzieren, ist noch nicht bestätigt.
Obwohl der Adam nicht gerade übermotorisiert ist, so ist er doch ein kleiner Sportler. Die Lenkung ist präzise und gibt genügend Rückmeldung, der City-Modus erhöht die Servounterstützung jedoch so stark, dass jegliches Gefühl verloren geht. Etwas weniger wäre da mehr gewesen. Die Schaltung ist ebenfalls präzise und überraschend knackig. Aber noch viel knackiger ist beim Slam das serienmässige Sportfahrwerk in Verbindung mit den 18 Zöllern. Von Abrollkomfort kann nicht mehr die Rede sein, der Adam stolpert mehr über Unebenheiten, als dass er sie absorbiert. Dafür wieselt er ohne geringste Seitenneigung um Kurven, so dass Berg- und Passstrassen riesiges Spasspotenzial bieten, sofern es bergab geht, denn bei Steigungen geht dem Motor dann doch die Puste aus. Erstaunt hat mich der geringe Geräuschpegel auf der Autobahn, obwohl der  Drehzahlmesser die 4000er Marke ankratzt. Sowohl Motor- als auch Windgeräusche sind gut gedämmt.
Der Adam reizt einen, die 100 PS auszunutzen, was sich während dem Test im Verbrauch niedergeschlagen hat: Statt der vom Werk versprochenen 5.1 l/100 km flossen 6.8 l/100 km durch die Brennkammern. Viel Benzin für 1190 Kilo Leergewicht, aber zur Verteidigung muss gesagt werden, dass der Adam auf einige Bergstrassen gejagt wurde und noch mit Winterreifen unterwegs war. Ein Novum im Segment der Kleinwagen ist der Tot-Winkel-Assistent im Adam. Sehr vorbildlich.

Ein Date mit Adam gibt es gratis bei jedem Händler, das Eingehen einer Partnerschaft kostet ab 15’450 CHF, wobei sich dieser Preis mit einer reichhaltigen Ausstattung nahezu verdoppeln lässt, der Testwagen kostet 26’960 CHF. Das ist nicht mehr günstig, aber immer noch ein fairer Preis, denn die Preise für Sonderausstattungen sind ziemlich moderat. Ein kleines Highlight ist der LED-Sternenhimmel, welcher bislang nur in der Königsklasse, genauer, von Rolls-Royce angeboten wird. Während Opel 500 CHF dafür verlangt, müsste man den Briten den Gegenwert eines Adams in die Kasse spülen.
Noch nie gab es eine so grosse Konfigurationsvielfalt bei einem Auto. Opel hat daher mit dem Konfigurator gute Arbeit geleistet, denn so ist es ein leichtes, sich seinen eigenen Adam zu kreieren. Der Adam ist übrigens 100% Made in Germany, er wird in Deutschland entwickelt und gebaut.

Alltag ★★★☆☆

Dass der Adam als Vierplätzer angeboten wird, ist zwar korrekt, erweist sich aber als Mogelpackung, denn niemand möchte freiwillig hinten Platz nehmen. Auch der Kofferraum fasst ohne Umklappen der Rückbank nicht mal einen kleinen Koffer. Dafür bietet der Adam optional den in den Heckstossfänger integrierten Fahrradhalter namens FlexFix, sowie Tot-Winkel-Assistent und automatischer Parkassistent.

Fahrdynamik ★★★★☆

Schaltung, Bremsen, Lenkung und Fahrwerk machen einen hervorragenden Job, so dass jede Kurve Freude bereitet. Gäbe es eine kräftigere Motorisierung, würde er an dieser Stelle fünf Sterne verdienen.

 Umwelt ★★★☆☆

Die zur Zeit erhältlichen Motoren sind bereits etwas angestaubt, haben aber immerhin eine Start-Stopp-Automatik. Die Werksangabe von 5.1 l/100 km klingt zwar gut, wurde aber mit 6.8 l/100 km deutlich verfehlt. Auf 2014 ist ein zeitgemässer Dreizylinder-Turbo angekündigt.

Ausstrahlung ★★★★★

Ob auffällig, ausgefallen, zurückhaltend, elegant, oder sportlich, der automobile Dreikäsehoch kommt gut an und zieht durchaus einige Blicke auf sich. Schön, dass sich Opel mit dieser grandiosen Designvielfalt etwas Neues getraut hat.

Fazit ★★★★☆

+ Fairer Preis
+ Sportliches Fahrverhalten (Slam)
+ Saubere Verarbeitung
+ Grosszügige Ausstattung
+ Unglaubliche Konfigurationsvielfalt
+ Tot-Winkel-Assistent
+ Sehr gute Rundumsicht

– Etwas angestaubte Motoren
– Geringe Platzverhältnisse hinter der B-Säule
– Verhältnismässig hoher Verbrauch

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