Jeep Grand Cherokee: My car is my castle

Der Jeep Grand Cherokee ist ein Auto wie eine Festung – gross, massiv, kantig und ein bisschen Furcht einflössend. Wie bei vielen anderen Ikonen auch, mussten die Jeep Entwickler darauf achten, dass der Grand Cherokee zwar sich selbst treu bleibt, aber dennoch fürs Jahr 2014 fit gemacht wird – aus technischer, wie auch aus optischer Sicht. Der frisch frisierte Jeep ist nach wie vor ein Offroader erster Güte, der mit einem Select-Terrain System daherkommt, mit dem sich die Traktionskontrolle und der Allradantrieb auf verschiedene Untergründe, etwa Schlamm oder Schnee, einstellen. Nebst seiner Geländegängigkeit, mit der er alle modischen SUVs in die Schranken verweist, beweist der Indianer auch hervorragende Reisequalitäten auf der Autobahn. Für Hitzköpfige ist der zivile Grand Cherokee eher weniger interessant – aber für die gibt es die SRT Version, die jenseits von gut und böse ist.

Von vorne ist der Grand Cherokee einfach nur typisch Jeep. Kantig und mit dem 7-teiligen Kühlergrill ist er sofort zu identifizieren. Die hübschen, schlanken Scheinwerfer werden von einem LED-Band eingerahmt, was ihm einen strengen Blick verleiht. Abgesehen von den zierlich wirkenden Scheinwerfern, gibt sich der Grand Cherokee die volle Kante. Entgegen dem momentanen Designtrend, die Autos kurvig und fliessend zu konstruieren, ist der Grand Cherokee ein fahrender Kleiderschrank. Trotzdem wirkt er nicht, als wäre er in der Zeitgeschichte stehen geblieben, sondern passt ins heutige Bild.
Dass es innen sehr geräumig ist, ist angesichts der gewaltigen Aussenabmessungen kein Wunder. Alle Passagiere können sich bequem ausstrecken, auch grosse Menschen haben hinten locker Platz. Der Kofferraum ist mit einem Volumen von 782 – 1554 l in der Normalstellung zwar gigantisch, das Maximalvolumen wird aber bereits von Kompaktkombis übertroffen. Alle Sitzplätze verfügen über eine Sitzheizung, die Vorderen auch über eine Kühlung. Die Vordersitze dürften noch ein bisschen enger geschnitten sein, denn sie bieten so viel Platz, dass die Sitzwangen Fahrer und Beifahrer nicht schön im Sitz behalten. Ansonsten ist die Ergonomie aber perfekt, ebenso die Verarbeitung und die Qualität der Materialien, alles ist sehr hochwertig. Sehr schön ist der schwarze Alcantara-Dachhimmel.
Das intuitive Mediasystem wird über einen grossen Touchscreen gesteuert, ebenso alle Einstellungen und das Navi, so dass die Mittelkonsole mit nur wenig Knöpfen daherkommt und sehr aufgeräumt wirkt. Schade finde ich allerdings, dass das Infotainmentsystem das Smartphone nicht über USB und Bluetooth gleichzeitig gekoppelt haben möchte.

Unter der Haube des Testwagens steckt ein 3.0 Liter V6 Diesel, den ich allen Benzinern – Ausnahme SRT – vorziehen würde, da die Benziner nicht mehr Kraft haben, aber massiv mehr verbrauchen. Der Diesel hat mit seinen 570 Nm Drehmoment und der maximalen Leistung von 184 kW genügend Dampf, um den Grand Cherokee ordentlich anzuschieben. Neu an Bord ist eine 8-Stufen-Automatik, die stets den passenden Gang bereithält und die Gänge weich wechselt. Im Sportmodus werden die Gänge voll ausgedreht und der Wechsel erfolgt fast unmerklich. Das Getriebe hat aber einen starken, eigenen Willen, denn auch im manuellen Modus schaltet es manchmal unerwünscht selber hoch oder runter und lässt dem Fahrer nicht vollkommen freie Hand. Der V6 Diesel hingegen wirkt auch unter hoher Last nicht angestrengt, sondern gefällt mit einem rauen, aber kräftigen Klang. Beeindruckend ist der Normverbrauch, den Jeep proklamiert: Nur 7.5 l/100 km sollen dem Grand Cherokee genügen – der Jeep ist ein 2.5 Tonnen Ungetüm, das nur so am Rande bemerkt. In der Realität waren es dann zwar 8.8 l/100 km, was aber immer noch in Ordnung ist.
Der Grand Cherokee ist mit einer Luftfederung ausgestattet, womit die Bodenfreiheit für Offroadfahrten in zwei Stufen auf bis zu 28 cm angehoben werden kann. Fürs einfachere Beladen kann er im Stand auch um 5 cm abgesenkt werden. Ab einer Geschwindigkeit von etwa 90 km/h senkt sich der Grand Cherokee ebenfalls ab, das nennt sich dann Aerodynamic Fahrhöhe. Das Fahrwerk ist – auch hinsichtlich der Geländegängigkeit – ziemlich weich abgestimmt, so dass der Grand Cherokee allgemein sehr geschmeidig federt und ein äusserst komfortables Fahrgefühl ermöglicht. Schnelle Kurven mag der Offroader weniger, da neigt er sich stark zur Seite und der hohe Schwerpunkt macht sich bemerkbar. Zudem ist die Lenkung schwammig ausgelegt, es mangelt an Gefühl und Rückmeldung. Dafür ist der Grand Cherokee für die gemütliche Autobahnfahrt mit Abstandstempomat und Tot-Winkel-Warner ausgerüstet. Jeep schafft somit mit dem Grand Cherokee den Spagat zwischen Geländegängigkeit und Reisekomfort, ähnlich wie ein Range Rover.

Der Vorteil von Jeep ist, dass die Preise nicht so lordmässig sind wie jene von Range Rover. Bereits ab 58’900 CHF geht es los, der voll ausgestattete Testwagen kostet 81’700 CHF und hat alles erdenkliche mit an Bord. Somit ist der Grand Cherokee deutlich günstiger als vergleichbare Konkurrenten wie Range Rover, Audi Q7, BMW X5 oder Mercedes M-Klasse, die mit einer ähnlichen Ausstattung und Motorisierung alle die 100’000 CHF Grenze knacken. Klar haben die Premium Konkurrenten mehr Auswahl, was beispielsweise die Zierelemente betrifft und sie haben noch mehr Assistenzsysteme zu bieten. Dennoch bietet Jeep mit dem Grand Cherokee verdammt viel Offroader fürs Geld.

Alltag ★★★★★

Mit dem Jeep Grand Cherokee kommt man einfach überall hin. Die Strasse hört auf? Kein Problem. Ein Anhänger muss mit? Kein Problem. Die ganze Familie samt Gepäck verreist? Kein Problem. Dank der umfangreichen Ausstattung und den Assistenzsystemen ist die Entspannung an Bord garantiert. Wer an engen Stellen ein bisschen Fingerspitzengefühl beweist, muss sich mit dem Grand Cherokee vor nichts fürchten.

Fahrdynamik ★★☆☆☆

Der Grand Cherokee ist auf Geländegängigkeit und Komfort getrimmt, was bei einem Auto dieses Kalibers auch eine vernünftige Abstimmung ist. Logisch, dass die auf Kosten der Querdynamik geht, der Grand Cherokee wird in schnellen Kurven schnell schaukelig und die Lenkung wirkt weder präzise, noch gefühlvoll.

 Umwelt ★★★☆☆

Was soll man dazu sagen? Grundsätzlich ist ein 2.5 Tonnen Schiff an und für sich ziemlich überflüssig, denn wer ins grobe Gelände will, kauft was anderes, und wer maximalen Komfort wünscht, kauft sich ebenfalls was anderes. Die Kombination aus beidem ist eine recht utopische Vorstellung im Stile von “ich könnte ja, wenn ich wollte…”
Anyway, der kräftige Diesel schlägt sich in Kombination mit der 8-Stufen-Automatik recht gut, ein Verbrauch von 8.8 l/100 km ist in meinen Augen ganz akzeptabel. Ich verstehe allerdings nicht, wieso keine Start-Stopp-Autoimatik an Bord ist.

Ausstrahlung ★★★★☆

Der Grand Cherokee ist 100% Jeep. Kantig und wuchtig, ein richtiger Offroader eben. Gleichzeitig wurde sein Design an die Moderne angepasst. Eine würdige Erscheinung.

Fazit ★★★★☆

+ Hohe Geländegängigkeit
+ Sehr komfortables Fahrverhalten
+ Luftfederung – Optimierung sowohl fürs Gelände, als auch für die Autobahn
+ Preis -/ Leistungsverhältnis
+ Intuitives und flinkes Infotainmentsystem
+ Erstklassiges Hi-Fi System
+ Sehr gute Ausstattung
+ Akzeptabler Verbrauch

– Maximalvolumen vom Kofferraum verhältnismässig klein
– Manueller Betrieb vom Getriebe nicht optimal
– An engen Orten zu sperrig
– Schwammige Lenkung
– Keine Start-Stopp-Automatik

Steckbrief

Marke / ModellJeep Grand Cherokee
Preis Basis­modell / Testwagen58'900 CHF / 81'700 CHF
AntriebDiesel, Allrad
Hubraum / Zylinder2987 ccm / V6
Getriebe8-Stufen-Automatik
Max. Leistung184 kW
Max. Drehmoment570 Nm
Beschleu­nigung 0–100 km/h8.2 s
Vmax202 km/h
Verbrauch Werk / CO2 Emissionen / Energieeffizienz7.5 l/100 km / 198 g/km / E
Verbrauch Test / CO2 Emissionen8.8 l/100 km / 232 g/km
Länge / Breite / Höhe4.88 m / 1.94 m / 1.80 m
Leergewicht2522 kg
Kofferraum782 - 1554 l

(Bilder: Jeep)

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