Amerikanische Edel-Power: Der Cadillac CTS-V

Deutsche Power-Limousinen in der premium Klasse gibt’s aus dem Hause Audi, BMW und Mercedes. Ob S8, M5, oder E 63 AMG, sie alle haben folgende Eigenschaften gemeinsam: Sie sind schnell, luxuriös und jenseits der 150’000 CHF Grenze. Willkommen in der sportlichen Oberklasse. Hat der Cadillac CTS-V aus Übersee da überhaupt ein Wörtchen mitzureden?

Die Antwort lautet: Ja, und zwar ein sehr grosses Wort! Zumindest was den Hubraum angeht, der nach guter, alter amerikanischer Tradition nur eines werden darf: Grösser. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass der Ami Boy mit einem 6.2 Liter Aggregat, welches von einem Kompressor ordentlich unter Druck gesetzt wird, vorfährt. Noch nicht beeindruckt? Nun denn: Das LS9 Triebwerk – so lautet die Typenbezeichnung – im Cadillac befeuert auch die Spitze der amerikanischen Supersportler, nämlich die Corvette ZR1. Okay, um den Antriebsstrang des Cadillacs nicht zu überlasten, wurde die Powermaschine auf 556 PS (statt 638 PS) gedrosselt, indem der Ladedruck reduziert ist. Nichtsdestotrotz sollte man diesem Biest respektvoll begegnen. Killerkriterium ist aber wie bei seinen Kollegen Mustang und Camaro, sowie dessen grossen Schwester Corvette, der Preis: Ab 65’000 $ darf der Spass beginnen. Und im Gegensatz zu europäischen Aufpreislisten, die gut und gerne mal 50’000 CHF stark sind, gibts beim Cadillac gerade mal zwei Dinge optional: Eine Metallic-Lackierung sowie Chrom-Felgen. That’s it. Schon hat man einen voll ausgestatteten Cadillac CTS-V. Ein umfassendes Sicherheitspaket sowie ein Navi und Recaro Sportsitze gibts serienmässig. Dafür sucht man Assistenzsysteme wie ein Toter-Winkel-Assistent, Abstandswarner und Spurhaltesystem vergebens. But who cares? Mit Hubraum kann man alles ersetzen.

Genau wie seine deutschen Konkurrenten spielt der Cadillac, den es übrigens auch als Coupé gibt, eher den Wolf im Schafspelz. Er lädt mehr zum gemütlichen Cruisen ein, denn die Amis lieben es komfortabel. Das Fahrwerk soll geschmeidig jedes Schlagloch wegschlucken. Doch weit gefehlt: Selbst im Comfort Modus zeigt er sich noch sehr mitteilungsfreudig, schaltet man das Fahrwerk auf Sport um, spürt man selbst einen Kieselstein. Trotz seinen knapp zwei Tonnen Leergewicht lenkt sich dieser Bad Boy sehr agil. Und so agil er sich lenken lässt, so brutal prescht er nach vorne, wenn das Gaspedal durchgestampft wird: Nach genau 4.0 Sekunden ist man bereits durch die 100 km/h Marke und er schiebt und schiebt weiter, man könnte meinen, der Schub will kein Ende nehmen. Erst bei 310 km/h muss das Triebwerk gegenüber den Fahrwiderständen kapitulieren.

Doch an der Zapfsäule wird man gehörig zur Kasse gebeten, denn dieser Bad Boy kennt keine Trinkmanieren. Bei sportlicher Fahrweise schluckt er genüsslich 17 Liter auf 100 Kilometer. Dies ist der Preis für schier endlosen Hubraum, doch sobald die Treibstoffanzeige wieder bei “full” angelangt ist, ist alles wieder vergessen und nichts steht dem Verbrennen einer weiteren Tankladung im Weg. Denn genau dafür und nichts anderem wurde dieses Auto konstruiert. That’s the american way of drive.

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